
Gestern Abend kam ich in Nuweiba an. Das ist im Sinai. Ich werde hier voraussichtlich für drei Monate als Ehrenamtliche in einem Camp arbeiten.
Na all dem Stress und den Veränderungen der letzten Monate sehne ich mich nach Ruhe, Ankommen und innerer Einkehr.
Zunächst fiel es mir nicht leicht diesen Kontrast anzunehmen. Ich fühle mich noch unsortiert, unruhig und unklar und hoffe, dass sich das in den nächsten Tagen ändert und ich wieder zu mir selbst finden werde.
Der Tag heute begann entspannt. Ich sprang erst einmal in den Golf von Akaba, der Ägypten von Saudi-Arabien und Jordanien tennt. Der Stand und das Meer hier sind herrlich! Überall ist feiner Sand und das Meer ist weit und klar, ganz anders als in Hurghada, wo alles voller Boote und Menschen ist.
Danach ging ich in die Haupthütte, die aus einer Küche und einen großen überdachten Außenbereich besteht. Wie bei den Beduinen sitzt man auf Kissen und Decken am Boden.
Nach einem ägyptischen Frühstück mit Fool (eine Art Bohnenmus) erhielt ich eine Einführung in das Camp-Leben und deren Regeln. Ich half etwas mit und bekam außerdem einen Einblick in die Tätigkeiten an der Rezeption.
Im Laufe des vorhergehenden Abends und des Tages lernte ich vor allem die Mitarbeiter des Camps kennen und unterhielt mich mit einigen. So kam ich langsam an, entspannte innerlich etwas und ging am Nachmittag noch einmal schwimmen.
Später traf ich auf einen Ägypter aus Cairo und wir unterhielten uns etwas. Er fragte, warum es so viele Paare hier gibt, die jeweils aus einem Ägypter und einer Europäerin bestehen. Ich antwortete: „That´s a good question“ und erzählte ihm von meinen Erfahrungen:
- Frauen fühlen sich von den ägyptischen Männern angezogen, die einerseits sehr aufmerksam, einfühlsam und hingebungsvoll sind und fühlen sich manchmal allein, sind vielleicht verletzt und enttäuscht worden in vergangenen Beziehungen.
- Die ägyptischen Männer haben den Traum in Europa ein besseres Leben führen zu können. Anders, als das, was sie als junge Männer in Ägypten erwartet: eine ägyptische Frau zu heiraten, die ihnen ihre Eltern aussuchen und einen Job zu erledigen, bei dem sie kaum Geld verdienen und mit dem sie die ganze große Familie versorgen müssen.
- Zudem gibt es sicherlich viele andere Gründe, die es nicht unbedingt einfach machen eine solche Beziehung zu führen. So sind die Erwartungen meist sehr unterschiedlich und die Mentalität und die kulturellen Unterschiede häufig zu Missverständnissen führen.
Ich fand die Frage sehr passend und wir sprachen offen über das Thema. Das war unglaublich spannend und werde dem weiterhin nachgehen.
So ging der Tag schnell zu Ende, zumal es hier in Nuweiba bereits ab 17.00 Uhr dunkel wird und damit ging mein erster Tag im Sinai zu Ende.